Ein historischer Gewölbekeller lädt Fledermäuse zum Überwintern ein.

Fürstenberg. Der Ortsname geht auf die im Mittelalter dort erbaute Burg „Vorstenburg“ zurück.

Diese wurde 1325 vom Bischof Bernhard V. von Paderborn erbaut. Schon 1391 wurde die Burg während einer Fehde zerstört. 1446 wurde sie von den Brüdern und Vettern der Familie von Westphalen wieder aufgebaut, Bauern wurden in der Nähe angesiedelt und das Dorf entstand.

1776 wurde die Burg abgerissen. Nur ein Turm und einige Keller blieben erhalten. Das Gelände wurde geebnet und von 1776 bis 1783 wurde das Schloss, so wie es heute noch existiert, aufgebaut. Schon vorher entstanden mehrere andere Gebäude im Umfeld des Schlosses. Südöstlich des Schlosses, damals noch innerhalb des Schlossparkes, befand sich die Schlossgärtnerei.

Auf diesem Gelände stand schon vor 1750 auch das Gebäude der Rentmeisterei, der die Verwaltung der Domänen und der Finanzen unterstand. Auf einem Gemälde von 1758 ist schon das eindrucksvolle Gebäude der Rentmeisterei, zweistöckig mit hohen Räumen und ca. 40m lang, zu sehen. Dieses Gebäude, vielen Fürstenbergern als das „Gräfliche Amtshaus“ bekannt, brannte am 12.Dezember 1885 nieder und wurde kurz danach abgerissen. Nur die Keller darunter und einige Grundmauern blieben bis heute erhalten. Das Gebäude wurde nicht wieder aufgebaut, die Keller als Vorratslager genutzt. Wann das Gebäude gebaut worden ist, kann nicht gesagt werden. 1848 ist das Archiv der Grafen von Westphalen abgebrannt.

Der Keller ist heute mindestens 270 Jahre alt. Der Eingang zu den drei Kellerräumen wurde in der heutigen Form nach 1950 neu gestaltet.

Bildergalerie – wie ein Keller zum Fledermaus-Quartier wird

Das Gelände der ehemaligen Schlossgärtnerei wird seit einigen Jahren nur noch in geringem Umfang genutzt. Im Sommer 2019 hatte der Hausmeister, Herr Lücking, am Eingang des kleineren der drei Keller ein Braunes Langohr gefunden und fotografiert. Im Winter 2019/ 2020 war in den Mauerfugen des Gewölbekellers ein winterschlafendes Braunes Langohr gefunden worden.

Nachdem im Frühjahr 2020 der Besitzer, Herr Matthias Graf von Westphalen, den nötigen Umbauten und dem langfristigen Erhalt des Kellers zugestimmt hatte, wurde mit den Planungen und der Kostenkalkulation begonnen. Bedenken, das Umfeld des Kellers könnte zu laut oder zu hell sein, konnten im Frühjahr 2020 ausgeräumt werden.

Die Vereinbarung umfasste im Wesentlichen fünf Punkte:

  • der Keller wird für mindestens 20 weiterte Jahre erhalten,
  • eine Tür, die den Raum von den anderen Kellern trennt, durfte eingebaut werden,
  • ein Zuflug von außen durch ein Kellerfenster durfte eingebaut werden,
  • eine größere Menge Sand zu Speicherung von Feuchtigkeit durfte in den Keller gebracht werden
  • 10 Quartiersteine durften am Kellergewölbe aufgehängt werden.

Mit den Vorbereitungen dazu wurde Ende Februar begonnen. Unbearbeitete Porotonsteine waren noch im Vereinshaus der GfN eingelagert. Alle anderen Materialien und Werkstoffe wurden im Internet und vor Ort besorgt.

Das warme Wetter im März veranlasste die Mitglieder der Gemeinschaft für Naturschutz dann dazu, mit den nötigen Arbeiten schon Ende März zu beginnen.

Die Coronapandemie machte das nicht gerade einfacher.

Statt mit einer Gruppe von 4 bis 5 Mann wurden die meisten Arbeiten allein oder nur zu zweit erledigt. Als Erstes mussten die aus Steinen und schweren Eisengestellen erbauten Vorratsregale abgebaut werden. Die Steine wurden an der eingangsseitigen Stirnseite aufgeschichtet und bilden jetzt zusätzliche Verstecke für Fledermäuse. Die Stahlgestelle konnten in einem der anderen Kellerräume zwischengelagert werden. Unter dem Gewölbe war aus Kunststofffolie und PVC-Rohren eine „Innere Haut“ installiert, welche das Tropfwasser zur Seite abgeleitet hat.

Auch das musste abgebaut und weggeschafft werden. Ein Durchbruch in der Stirnwand des Kellers, ein ehemaliges Kellerloch, wurde zugemauert und von der inneren Seite her wurden zusätzliche Verstecke eingesetzt. Die zum Bau des Kellers verwendeten Kalkbruchsteine sind überwiegend sehr klein, zum Teil von nur geringer Festigkeit und schon stark verwittert. Deshalb konnten die Befestigungen für die Quartiersteine nicht gedübelt werden. In 80 mm tiefe Bohrungen wurde mit Fischer FIS 300 T erst einmal Stockschrauben eingeklebt.

Daran wurden die Gewindestangen geschraubt und mit Hilfe von ausgelaserten Edelstahlplatten und Druckdämpfern aus Silikon die Porotonsteine verschraubt.

Eine besondere Schwierigkeit war es, den Sand einzubringen. Der Sand dient als Feuchtigkeitsspeicher der im Winter, auch wenn durch Frost kein Wasser mehr in den Keller eindringen kann, die Luftfeuchtigkeit stark anhebt. Der Zugang zum Keller ist weit von der Straße entfernt. Mit einem LKW konnte man nicht bis vor den Keller gelangen.

Der Sand wurde in ca. 25 m Entfernung abgekippt und mit einer Schubkarre bis zum Kellereingang gefahren. Auf die Stufen zum Keller wurden Bretter geschraubt, über die man mit einer nur zum Teil beladenen Schub-   karre vorsichtig herunter fahren konnte. Der Sand, 2,25 Kubikmeter, wurde dann in die Aussparungen im

Kellerboden gekippt und gleichmäßig verteilt. Von dem Kellerfenster wurden die Lochbleche und die linke Scheibe herausgenommen und von außen eine Einflugplatte davor geschraubt. Innen wie außen erleichtert ein genutetes Brett den Fledermäusen das Ein- und Ausfliegen. Zum Aufhängen der Quartiersteine, für die Scharniere und Griffe an der Tür wurde Edelstahl verwendet. Der rostet nicht, hat eine höhere Festigkeit als verzinktes Eisen und hält nahezu unbegrenzt. Eine Tür wurde eingebaut. Die besteht aus einer mit Epoxidharz beschichteten Siebdruckplatte. Die Tür soll den Keller abdunkeln, Geräusche etwas dämmen und vor allem die Feuchtigkeit im Keller halten.

Beendet werden konnten die Arbeiten erst am 6. Dezember 2021 mit der Montage zweiten des Einfluges. Der führt auf dem Spielplatz des Kindergartens und ist entsprechend gestaltet. Es wurde beobachtet, dass der Boden des Treppenaufganges stellenweise trocken war, die Tür auch, während auf der Kellerinnenseite das Wasser an der Tür herunter floss und die von der Decke herunter tropfenden Wassertropfen tiefe Krater in den Sand geformt hatten. Bei einer schnellen Kontrolle einiger Steine am 6. 12. wurden zwei Braune Langohren entdeckt.

Eine exaktere Suche soll im Februar 2022 folgen.

Alle Werkzeuge und Hilfsmittel stellten die Aktiven der GfN zur Verfügung. Finanziert wurden die Materialien für diesen Keller und auch die für einen ähnlichen Keller in Borchen über die Vereinskasse der GFN.

Mein besonderer Dank gilt dem Eigentümer Herrn Matthias Graf von Westphalen, der ohne zu zögern sofort den Umbaumaßnahmen zugestimmt hat und dem Hausmeister Herrn Alfons Lücking, der immer zur Stelle war und so den Ausbau erst ermöglicht hat.

Ich danke Herrn Bernhard Nolte für die Recherche zu den historischen Daten, Hubert, der wie immer alle

Arbeiten zügig und fachgerecht ausgeführt hat, Christian, Fritz und Ralf die mich wieder tatkräftig unterstützt haben, sowie der Firma Arens, die wieder minutengenau alle Baumaterialien geliefert hat. 

Dieter Hülshoff, Dezember 2021