Fledermaus-Stollen & Pinge in Bleiwäsche
Der Stollen im Lühlingsbachtal, 1735 angelegt, war 1988 durch die Gemeinschaft für Naturschutz im Altkreis Büren e.V. in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Unternehmer Heinrich Lange geöffnet, ausgebaut und als Fledermaus-Winterquartier gesichert worden.
Der Name des Ortes Bleiwäsche geht auf den mittelalterlichen Bergbau nach Bleierz zurück.
In Pingen, das sind oberfächennahe kleine Kuhlen, wurde das Bleierz von Hand abgebaut und mit einfachen Karren über unbefestigte Weg ins nahe Sauerland gefahren, wo es verhüttet, also eingeschmolzen werden konnte.
Vorher wurde das Erz in einem Bach gewaschen, um anhaftenden Lehm zu entfernen. Später wurden dort, wo sich heute der alte Ortskern befindet, bis zu 60 Meter tiefe Schächte angelegt. Von diesen Schächten führten Strecken, das sind kleine Stollen ohne Ausgang zur Oberfläche, entlang der Erzadern.
Das Blei war und ist in Bleiwäsche eingelagert in Risse des Kalksteins wo es zusammen mit Lehm und Spat diese Spalten füllt. Durch alte Karten und in Dokumenten festgehaltene Einträge ist überliefert, dass sich 1734 mehrere Betreiber zusammengetan haben, um einen Entwässerungsstollen anzulegen der alle Bergwerke auf der untersten Sohle verband und das eindringende Sickerwasser in das Lühlingsbachtal abführte.
Durch Ausgrabungen, Funde im Lühlingsbachtal und die Auswertungen historischer römischer Dokumente weiß man heute, dass der Bleibergbau nicht erst im Mittelalter sondern schon zu Beginn der neuen Zeitrechnung stattfand.
Germanen hatten das Bleierz abgebaut, zu kleinen Gewichten geschmolzen und an die Römer verkauft. Durch die Analyse von Beimengungen anderer Metalle wie zB: Silber, Kupfer, Antimon und Arsen konnte man die Herkunft des römischen Bleis bestimmen. Es kam aus der Eifel und dem Raum zwischen Brilon und Bleiwäsche, dem Briloner Kalksattel.
Um 1800 wurde dann in Bleiwäsche das letzte Mal nach Blei gegraben. 1965 wurden alle Schächte aufgefüllt und auch das Stollenmundloch im Lühlingsbachtal wurde verschüttet.
1988 hat sich die Gemeinschaft für Naturschutz, tatkräftig unterstützt von Heinrich Lange, daran gemacht, den alten Stollen zu öffnen, mit einem Tor zu sichern und als Fledermauswinterquartier dauerhaft zu erhalten. Alle Arbeiten wurden ehrenamtlich ausgeführt, die Kosten für den Beton und den Mörtel für die Bruchsteinverkleidung hat ein Mitglied der GfN spendiert.
Heute sind von dem einst 2000 Meter langen Stollen nur noch 160 Meter erhalten. Hölzerne Abstützungen sind verfault und Teile des Stollens sind verstürzt. Gleich im zweiten Jahr nach der Öffnung hatten zwei Große Mausohren den Weg in den Stollen gefunden. Inzwischen sind sechs Arten nachgewiesen.
Außer Mausohren: Wasserfledermäuse, Bartfledermäuse, Fransenfledermäuse, Bechsteinfledermäuse, Braune Langohren. Neben den Fledermäusen überwintern dort regelmäßig verschiedene Schmetterlinge, Grasfrösche, Erdkröten und Salamander. Manchmal sogar Siebenschläfer. Immer wieder wurde das Tor aufgebrochen, weil Mineraliensammler dort noch Schätze vermuteten. Da ist aber nichts!
Der Stollen in Bleiwäsche war der Beginn der Naturschutzarbeit mit Fledermäusen. Inzwischen werden fast alle Möglichkeiten Fledermäusen zu helfen genutzt. Mein Dank gilt Dieter Saake, Fritz Falke, Norbert Götte und im besonderen Maße Ferdi Lehninger, der an zwei Samstagen mehr als fünf Kubikmeter Beton mit der Mischmaschine gemischt hat.
Dieter Hülshoff, August 2004
1988 – Herrichtung des Stollens
2012 & 2013 – Baumaßnahmen
1988 hatte die Gemeinschaft für Naturschutz den Stollen geöffnet und ein stabiles Gittertor eingebaut. Der Verschluss des Tores erfolgt über einschiebbare Riegel mit Vorhängeschlössern. Die Schlösser wurden immer wieder von Mineraliensammlern und Bergbauinteressierten geknackt oder so stark beschädigt, dass sie nicht mehr geöffnet werden konnten. Kanthölzer und Bretter verrotteten in den Stollen. Durch ein Baufahrzeug wurde das im unteren Teil oberflächennah verlaufende Abflussrohr für die Sickerwässer beschädigt. Im vorderen Teil hatte sich Sediment abgesetzt und der Abfluss hatte sich zugesetzt. Das Wasser stand im Winter 2012 ca. 80 cm hoch im Stollen. Eine Kontrolle war unmöglich.
Durchgeführte Maßnahmen:
1: Die Stollentür musste geöffnet werden. Dazu musste eine Bohrlehre angefertigt werden und die Riegel zerstört werden. Die beschädigten Schlösser waren nicht zu öffnen.
2: Die Riegel und die Schlösser wurden durch eine Verschraubung mit extra angefertigten rostfreien Spezialschrauben ersetzt. Die Schrauben sind mit keinem handelsüblichen Werkzeug zu lösen.
3: Die faulenden Hölzer wurden aus dem Stollen entfernt.
– Dieses wurde bereits im Sommer 2012 erledigt und durch die GfN bezahlt. Kosten: 450,-€ 12 Stunden ehrenamtlich geleistete Arbeiten.
4: Der Abfluss musste geöffnet werden, um einen weiteren Anstieg des Wassers zu verhindern.
Dazu mussten die beschädigten Rohre ausgegraben und ersetzt werden, der ca. 1,6 Meter tief unter der Straße verlaufende Teil musste durch einen Rohrreinigungsdienst mit einem Hochdruckreiniger freigespült werden.Durch einen Siebeinsatz vor dem Einlauf des Abflussrohres und einen Betondeckel über dem Einlauf soll verhindert werden, dass die Salamanderlarven durch den Abfluss in die Teiche gespült werden und z.B. hereingewehtes Laub das Rohr in Zukunft wieder zusetzen kann.
Kosten: 420,17 €, 10 Stunden ehrenamtliche Arbeiten wurden geleistet.
Bericht: Dieter Hülshoff, Dezember 2013
2015 – Kauf des Stollens
Mit dem Besitzer, der Stolberger Zink AG war ein Pachtvertrag über 25 Jahre geschlossen worden.
2015 teilte mir die Stolberger Zink AG mit, dass die Firma Teile ihrer Bergrechte nach Belgien verkauft hat und sich auch von den Flächen in Bleiwäsche trennen will.
Um auch in Zukunft den Stollen für Kontrollen betreten zu können und damit auch notwendige Reparaturen ohne unnötigen Aufwand erledigen zu können, hat die GfN die Fläche mit dem Stollenmundloch von der Stolberger Zink gekauft.
Die Gebühren für den Notar und das Katasteramt waren dann doch höher als der eigentliche Kaufpreis.
Mit dem Kauf kam dann auch die Verkehrssicherungspflicht auf die GfN zu. Die Bäume an der westlichen Grundstücksgrenze wiesen erhebliche Schäden am unteren Stamm auf, der Ahorn war schon abgestorben. Beide Bäume mussten gefällt werden.
2015 – Schachtbau zur Verbesserung des Wasserabflusses
Der Stollen im Lühlingsbachtal,1735 angelegt, war 1988 durch die Gemeinschaft für Naturschutz im Altkreis Büren e.V. in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Unternehmer Heinrich Lange geöffnet, ausgebaut und als Fledermauswinterquartier gesichert worden. Dabei wurde auch eine ca. 60 Meter lange Abflussleitung für die Sickerwässer verlegt.
2013 musste, nachdem sich das Rohr zugesetzt hatte und sich wiederholt Wasser angestaut hatte, das Rohr mit einem Spülwagen freigespült werden. Defekte Rohrteile in der Nähe der Fischteiche wurden ersetzt und ein Zugang für den Spülwagen angebracht.
Im Dezember 2014 hatte sich das Rohr erneut zugesetzt und es musste noch einmal freigespült werden. Dabei konnte festgestellt werden, dass das Rohr ca. 15 Meter vom Eingang des Stollens entfernt stark beschädigt ist. Preiswerter als das Rohr auf ganzer Länge komplett zu ersetzen, ist der Bau eines Kontroll- und Reinigungsschachtes dort wo das Rohr beschädigt ist. Dadurch ist dann auch in Zukunft eine einfachere Kontrolle und Reinigung als bisher möglich.
Aufwand und Kosten der Baumaßnahme
Das Rohr verläuft aus dem Stollen kommend unter der Straße durch und dann parallel zur Straße bis zu den Teichen. Direkt neben dem Weg wurde das Rohr mit einem Minibagger ausgegraben und geöffnet. Dabei zeigte sich, dass noch an zwei weiteren Stellen Wurzeln in das Rohr eingedrungen waren. Diese Stellen wurden ebenfalls aufgegraben und die defekten Rohrstücke ausgetauscht. Beim Freilegen des Rohres auf dem Grundstück vor dem Stolleneingang wurde eine Wasserleitung zu einer Viehtränke durchtrennt. Sie wurde mit passenden Verschraubungen fachgerecht repariert.
Der Schacht aus fertigen Betonringen wurde auf ein Betonfundament gesetzt. Der Schacht ist 1,6 Meter tief, hat einen inneren Durchmesser von 80 cm und ist mit Steigeisen ausgerüstet. Den Abschluss bildet ein hoch belastbarer Schachtdeckel. Ein LKW kann diesen Deckel ohne dass Schäden entstehen befahren. Auf den Betondeckel ist eine ca. 10 cm dicke Schicht Boden aufgebracht, so dass der Schacht nach der Begrünung im Gelände nicht mehr sichtbar sein wird.
Dieter Hülshoff, August 2015
2016 – Sicherung der Pinge
Zustand und Ausgangslage im Jahr 2014.
Westlich von Bleiwäsche liegt eine steile nach Norden abfallende Wiese im Besitz der Stadt Bad Wünnenberg. Im oberen Teil liegt ein kleines Relikt des Bergbaues in Bleiwäsche, das durch den vorhandenen Gehölzaufwuchs kaum sichtbar ist. Wann genau dieser Bergbauversuch gestartet wurde, lässt sich nicht nachvollziehen. Der ehemalige Stolleneingang ist komplett mit Boden aufgefüllt.
Der Eingang zu diesem Quartier erfolgt heute durch das vor einiger Zeit eingestürzte Gewölbe des kurzen Stollens. Der dadurch entstandene Schacht, knapp 4 Meter tief, wurde provisorisch gesichert.
Die Decke des nach wenigen Metern erreichbaren Hohlraumes liegt zwischen 80 und 100 cm höher als der Eingang. Dadurch bildet sich dort auch in kalten Wintern ein ausreichend großer Stau warmer feuchter Luft, was sogar den immer frei an der Wand hängenden Kleinen Bartfledermäusen ausreicht.
Es wurden dort verschiedene Fledermausarten nachgewiesen: Wasserfledermaus, Kleine Bartfledermaus, Fransenfledermaus und Braunes Langohr. Braune Langohren überwintern dort regelmäßig.
Das ist gemacht worden:
Im Sommer 2014 hat die Landschaftspflegegruppe des Kreises Paderborn unter der fachkundigen Leitung von Herrn Boldt eine sehr stabile sehr komfortable Arbeitsbühne am nördlichen Rand des Schachtes gebaut, die auch für alle Arbeiten in 2015 und 2016 gebraucht werden konnte.
Mit Hilfe einiger Eimer und einer kleinen Seilbahn wurde mehrere Tage lang Müll, Boden und Steine aus dem Schacht geholt. Die Steine und der Boden wurden ein paar Meter oberhalb des Einganges aufgeschüttet. Die Steine werden nach dem Bau der Haube zur optischen Verkleidung benutzt, mit dem Boden soll die Baustelle wieder an das Gelände angepasst werden.
Um gefahrlos und ohne Leiter in dem knapp vier Meter tiefen Schacht arbeiten zu können, wurde ungefähr auf halber Höhe eine hölzerne Zwischenbühne eingebaut.
Diese war im Frühjahr 2016 von Kindern stark beschädigt worden und musste repariert werden. Die am Rande des Schachtes gewachsenen Bäume hatten sich mit einem unglaublich dichtem Wurzelwerk Halt verschafft.
Um diese Wurzeln dort zu entfernen, dort wo später die Betonplatte einbetoniert werden sollte, war viel mehr Arbeit nötig, als zunächst angenommen.
Damit die Platte eingeschalt werden konnte, musste ein Traggestell aus Kanthölzern seitlich im Schacht an in Bohrungen geklebten M16-Gewindestangen befestigt werden.
Zuerst wurde eine 20 cm dicke Betonplatte mit einer rechteckigen Aussparung gegossen.
Auf diese Platte wurde dann die Schalung für die Haube mit dem Einflug für die Fledermäuse gesetzt und diese mit ca. 16 cm dickem hochfesten armierten Beton ausgegossen.
Für die Betonplatte wurden ca. 2400 Kg Beton benötigt, für die Haube ca. 1200 Kg.
Die Haube und die Betonplatte sind mit einer Schweißbahn gegen eindringendes Wasser geschützt. Aus den vorhandenen Natursteinen wird vor der Haube eine kleine Mauer aufgebaut, somit wird von außen keine Betonfläche mehr zu sehen sein.
Bis auf die Tür und den Einflug werden die Betonplatte und die Haube mit Boden übererdet.
Der Einflug mit der Kontrolltür ist in einen stabilen Rahmen aus Stahl eingebaut. Der Rahmen ist 60 cm hoch und 130 cm breit und fest einbetoniert. Zwei dickwandige Rohre unterteilen das Einflugloch in drei Felder, deren Höhe wie aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben geringer als 150 mm ist. Durch eine zusätzlich verstärkte Tür aus 6 mm starkem Blech können Menschen zur Kontrolle hereinklettern. Rahmen und Tür sind feuerverzinkt und entsprechen den Festigkeitsanforderungen des Bergamtes.
Auf ein Schloss wurde verzichtet. Die Tür wird durch zwei nur von innen zugängliche CNC-gefräste Spezialschrauben zugehalten. Diese sind mit herkömmlichen Werkzeugen nicht zu öffnen.
Mit Hilfe einer fest eingebauten Aluminiumleiter kann das Quartier betreten werden.
Verzögerungen ergaben sich, weil der Landwirt anders als vereinbart seine Rinderherde erst im Spätsommer auf die Wiese getrieben hatte. Der Bauleiter und der mit den Betonarbeiten beauftragte Unternehmer waren durch Krankenhausaufenthalte längere Zeit ausgefallen und weil bei feuchten Wetter in dem steilen Gelände nicht gearbeitet werden konnte, haben sich die Bauarbeiten bis in den November verzögert.
Bis Ende November wurden durch die Mitglieder der GFN mehr als 190 ehrenamtliche Stunden geleistet, 160 allein von August bis November 2016.
Keine der Stunden wurde vergütet, alle Werkzeuge und Geräte wurden privat zur Verfügung gestellt.
Mein Dank gilt Christian Finke, Hubert Köhler und in besonderem Maße Ralf Menne.
Er hat mit mir sehr viel Zeit mit den doch erheblichen Vorbereitungen verbracht und ohne seine Mithilfe wären die Schalung und die Holzform für die Betonhaube nicht zu realisieren gewesen.
Die Natursteinmauer und die Übererdung können erst im Frühjahr 2017 fertiggestellt werden.
Dieter Hülshoff, Dezember 2016